Dunkle Grüße an alle, die dies hier lesen und vorab auch gleich mein Dank, dass ihr mir eure Zeit schenkt. Wie es sich unter gesitteten Bewohnern unseres Planeten gehört, möchte ich mich gern vorstellen.
Hier wird man mich in Zukunft als Theoten kennen. Das ist ein Name, den ich früher mal einem NSC im Rollenspiel "Call of Cthulhu" verliehen hatte, für das ich einige Jahre Spielleiter für eine kleine (aber feine) Gruppe war. Dieser Charakter hatte einige Eigenschaften, die ich nun an mir wiedergefunden habe. Dazu gehört unter anderem, dass er viele Jahre sein Innerstes versteckte um einem Bild zu entsprechen, das andere von ihm erwarteten bzw. von dem er glaubte, andere würden es von ihm erwarten. Genau dies habe ich auch in den letzten Jahren getan. Oder sollte ich vielleicht eher sagen, dass es mir geschehen ist?
Klar gesagt: Ich habe den dunklen Teil meiner Seele verleugnet, obwohl ich aus meinen magischen Erfahrungen hätte wissen müssen, dass jeder unterdrückte Aspekt des eigenen Selbst, irgendwann zum Dämon wird. Und so ist der Dämon nun hervorgebrochen und hat mich zurück in die Dunkelheit gesendet, damit ich dort wieder zu mir selbst finde. Denn seit meinem 16. Lebensjahr war ich in der Schwarzen Szene verankert und fand dort ein Zuhause. Ich liebte die Nacht und liess mich nur zu gern von ihren dunklen Armen umschliessen. Ich drückte meine Gefühle in Bildern statt in profanen Worten aus. Und ich genoss es, wenn ich nächtelang tiefgreifende Gespräche mit Menschen führen konnte, die die Dunkelheit gleichermaßen liebten und die Ästhetik dessen erkannten, was andere als abstoßend empfanden. Dazu gehörte unter anderem der Vampyrismus genau so wie das "Spielen" mit Dämonen.
Als ich dann aber Vater wurde, löste ich mich davon und ging einen Weg, der mir nicht entsprach. Ich hörte auf magisch (an mir) zu arbeiten, versuchte mich mit dem Tageslicht anzufreunden, kappte so ziemlich alle Verbindungen zu Freunden, die ich hatte, und verleugnete sogar den Vampyr in mir. Vor mir selbst rechtfertigte ich mich damit, dass ich meinen Kindern ein Vorbild sein wollte und weil mein (autistischer) Sohn Angst vor dunkel geschminkten Menschen hatte, blieb auch in meinem Äußeren nur noch die schwarze Kleidung, der ich treu geblieben bin, sowie meine langen Haare.
Vor einigen Tagen kam dann der Dämon über mich, der mir zeigte, dass ich mich zu lange selbst verleugnet habe. Und ich stellte fest, dass von dem, was ich eigentlich war und sein will, nicht mehr viel übrig geblieben ist. Doch dies ändere ich nun und das brachte mich dann über meine Suche im Netz auch zu eurer Community, wo ich hoffe mich zukünftig einbringen zu können.
Warum ich euch das alles erzähle? Weil ich hoffe, dass dies eine Warnung für jede Schwarze Seele ist, die glaubt sie müsse sich, und sei es auch für die eigenen Kinder, verändern. Es funktioniert nicht. Es führt nur zu Selbstverleugnung die sich irgendwann rächt, weil man ab einem bestimmten Punkt nicht mehr mit sich selbst klarkommt, wenn man nicht man selbst ist. Außerdem verliert man seine Freunde und bleibt ziemlich allein zurück. Und nach Jahren stellt man dann plötzlich fest, dass sich die Welt um einen herum weitergedreht und man dies gar nicht mitbekommen hat.
Genau dies ist mir geschehen. Von den Freunden blieben nur sehr wenige. Gleichermaßen von den Clubs und Events, in denen ich früher verkehrte. Und nun weiss ich nichtmal mehr wohin ich mich wenden kann, wenn ich in Berlin dunkle Musik hören und Gleichgesinnte treffen will. Ein paar "neue" Events konnte ich zwar bereits ausmachen, doch muss ich sie nun erstmal nach und nach erkunden um zu schauen, wo ich mich wieder wohlfühlen kann, also wo Musik und Atmosphäre stimmen.
Für einen Tipp, an welchem Ort man in Berlin noch regelmässig einkehren kann, wäre ich dankbar. Denn von den Events, die ich noch kannte, ist scheinbar nur noch der Montag im Duncker übrig geblieben.
Doch nun noch ein paar Worte zu meiner Person.
Mein Geld verdiene ich heute als IT Security Manager, nachdem ich viele Jahre als Systemadministrator für Linux-Server und System-Engineer für Server-Netzwerke tätig war. Computer waren schon immer ein wichtiger Teil in meinem Leben und gehören zu mir wie das Mondlicht zur Nacht. Ich habe also quasi eines meiner Hobbies zum Beruf gemacht. Ich bin auch als Moderator in einem IT-Support-Forum tätig, wo Hacker ihr Wissen teilen um anderen bei Computerproblemen zu helfen.
Ich bin Vater von 2 Kindern in einer polyamoren Beziehung und weiss nun seit einigen Tagen, dass meine ganze Familie eigentlich ganz gut damit umgehen kann, dass ich nicht die Lichtgestalt bin, die ich in den letzten Jahren versucht habe zu sein. Die lichten Aspekte kann nämlich der andere Partner meiner Frau recht gut ausfüllen. Bevor die Frage aufkommt: Ich selbst habe derzeit keine weitere Partnerin, weil zum einen die polyamore Beziehungsform ein sehr tiefes Vertrauen braucht und es zum anderen meiner Erfahrung nach nur wenige Menschen gibt, die überhaupt damit klarkommen. Man muss sich der Liebe seines Partners einfach 100% gewiss sein können. Bisher ist mir noch keine Seele begegnet, die bereit war ein solches Vertrauen mit mir zu teilen.
Neben Computern habe ich natürlich noch andere Hobbies. Zu diesen zählen neben meiner Familie (und Computern) auch meine Vogelspinnen, mein Interesse für die verschiedenen Magieströmungen, Zeichnen und Musik. Den Vampyrismus würde ich weniger als Interesse oder Hobby bezeichnen sondern eher als eine naturgegebene Vorliebe und in gewisser Weise auch Notwendigkeit, auch wenn er natürlich dazu führt, dass ich mich mit verwandten Themen recht intensiv befasse. Magie ist nur zum Teil wirklich ein Hobby. Sie ist vielmehr für mich ein Werkzeug um mich selbst zu erforschen. Dazu nutzte ich in der Vergangenheit Wege wie jene von Crowley, Eschner, Dee, der Chaosmagie des IoT, verschiedenen Strömungen des Schamanismus sowie die Rekonstruktion von Ritualen von untergegangenen Kulturen anhand von alten Schriften und Abbildungen. Dies werde ich nun ganz gewiss auch wieder tun und habe bereits damit angefangen, indem ich meine damals handschriftlich angelegten "Black Books" wieder hervorgeholt habe um meine bisherige magische Entwicklung erneut zu reflektieren.
Gern möchte ich auch jene Fragen beantworten, die hier wohl häufig gestellt werden, wie es ja in dem gepinnten Thread erwähnt wird:
1. Wie hast du zu uns gefunden?
Über eine Suche via Google. Als IT'ler war das natürlich mein erster Anlaufpunkt um herauszufinden, wo es überhaupt noch Gemeinschaften der Schwarzen Szene sowohl im Netz als auch im Reallife gibt.
2. Was bedeutet für dich ganz persönlich Gothic?
Die Frage finde ich ziemlich schwierig zu beantworten, weil Gothic etwas sehr vielfältiges ist. Ich denke aber, dass ein Kern darin besteht, dass man sich auch mit den dunklen Seiten seines Selbst und seiner Umwelt befasst und diese nicht nur im Kopf begreift sondern in seiner Seele annimmt. Natürlich gehört zum Gothic aber auch die dunkle Musik, die meiner Erfahrung nach zu großen Teilen nur von jenen als schön empfunden wird, die ihren Frieden mit ihrer dunklen Seite geschlossen haben. Auch das Hinterfragen des Status Quo empfand ich immer als wichtigen Aspekt, was ich in dieser Form nur in der Gothic-Szene finden konnte. Und nicht zuletzt ist es die Offenheit und Toleranz gegenüber Andersartigem, die die Gothic-Kultur für mich prägt. Doch ich könnte noch vieles mehr dazu schreiben. Ich denke im Laufe der nächsten Zeit wird es hoffentlich die Gelegenheit geben auf den ein oder anderen Aspekt des Gothic weiter einzugehen.
3. Welches Verhältnis hast du gegenüber dem Mond und der Nacht?
Die Nacht gibt mir ein Gefühl von Geborgenheit, das ich in dieser Form nichtmal in meiner Beziehung bisher finden konnte. Diese Geborgenheit ist absolut bedingungslos. Ich würde sagen, dass die Nacht für mich wie eine Partnerin ist, die mich im Arm hält und ohne Worte mein Inneres zur Ruhe bringt. Der Mond, oder besser gesagt das Mondlicht, ist dabei die Hand, die mich streichelt. Ich weiss gar nicht, wie ich das anders erklären soll. Es ist einfach eine sehr tiefe Emotion, die in mir hervorgerufen wird, wenn ich in der Nacht unter freiem Himmel wandle oder sie an einem ruhigen Ort geniesse.
4. Wie fühlt sich für dich Finsternis an? Magst du sie? Wenn ja. Was magst du an ihr?
Ich bin mir nicht sicher, ob diese Frage auf die Finsternis der Nacht anspielt, wozu ich ja bereits etwas gesagt habe, oder ob eher die innere Finsternis gemeint ist, die man in sich trägt. Denn letztere ist für mich ein sehr zwiespältiges Ding. Es gibt Aspekte in ihr, die ich liebe und schätze, aber es gibt auch Teile der inneren Finsternis, die ich zwar wahrnehmen kann, die mir aber noch immer in ihrer Gänze verborgen sind. Allerdings ist diese innere Finsternis etwas, das ich lieben gelernt habe, auch wenn sie mich manchmal selbst erschreckt. Sie ist gerade dadurch für mich ein ewiger Quell der Selbstentwicklung.
5. Befindest du dich noch auf der Suche nach deinem Weg oder hast deinen Platz in der Welt schon gefunden?
Ich denke, dass ich eher wieder auf der Suche nach meinem Weg bin. Nach fast 10 Jahren, in denen ich meinen Weg verlassen hatte, ist es nun wie ein Neuanfang. Meinen Platz in der weltlichen Welt habe ich mit meiner Familie und meinem Job allerdings bereits gefunden. Den in meiner seelischen Welt werde ich nun aber neu erkunden müssen. Was sich daraus ergibt, muss sich zeigen. Definitiv werde ich aber den Fehler der Selbstverleugnung nicht wiederholen.
6. Die zwei Möglichkeiten sein Leben zu gestalten.
Ehrlich gesagt glaube ich, dass beides möglich ist, denn ich habe bereits ein materiell sehr schönes Leben, wodurch ich gleichzeitig die Möglichkeit habe mich anderen Menschen und auch Tieren zu widmen. Ich habe es vor einiger Zeit aufgegeben immer nur dem Geld hinterherzurennen. Mein aktueller Job bietet mir ein finanziell gesichertes Leben, so dass ich die verbleibende Energie z.B. investieren kann um autistischen Kindern zu helfen und mich dafür einzusetzen, dass sie nicht weiterhin gequält werden, indem man versucht sie zu verändern.
7. 24h vor der Apokalypse weiss ich davon, was würde ich tun?
Ich würde diese Zeit auf jeden Fall mit meiner Familie verbringen, mit meinen Kindern spielen, meine Partnerin im Arm halten und wenn alle sich dann nachts zur Ruhe legen, würde ich mich auf unser Hausdach setzen und mich noch ein letztes Mal von der Nacht umarmen lassen.
8. Du siehst auf der Straße liegend eine bewusstlose, komplett verwahrloste Person. ...
Ich war in dieser Situation schon häufiger. Passiert hier in Berlin ja leider ab und an. Ich halte es da so, wie es Nachtblut in dem Lied "Wie Gott sein" beschrieben hat. Zitat: "Wir dürfen nicht wie Gott sein,
wir dürfen nicht feige wegsehen". Menschen hilflos liegen zu lassen würde mir ziemlich sicher monate- oder jahrelange Gewissensbisse verursachen. Deswegen bleibt mir schon für mein eigenes Wohlergehen nichts anderes übrig als zu helfen.
9. Du siehst einen Pöbel Jugendlicher auf der Straße die sich um ein wehrloses Tier versammelt haben und es quälen. Wie reagierst du?
Wenn sich mir die Möglichkeit bietet würde ich das Tier aus der Situation rausholen. Mit den Jugendlichen zu diskutieren bringt erfahrungsgemäß wenig. Daher ist die effizienteste Möglichkeit das Tier zu schnappen und schnellstmöglich zu verschwinden.
10. Was bedeutet für dich, ein menschenwürdiges Leben?
Menschenwürdig bedeutet für mich in erster Linie, dass man sich keine Sorgen um Essen, Kleidung und Wohnstatt machen muss und dass man so sein darf, wie man ist. Letzteres wird leider viel zu häufig vernachlässigt. Jeder wird irgendwo gedrängt in einen gesellschaftlichen Konsens zu passen, was oft Wunden verursacht, die man leider nicht sehen kann.
So, das soll es für's erste von mir sein. Solltet ihr weitere Fragen haben, werde ich diese gern beantworten. Ich freue mich auf einen Austausch mit euch und vielleicht sieht man sich ja auch mal irgendwo.