Aus eigener Erfahrung möchte ich berichten, dass es noch eine Stufe unterhalb "Hartz IV" gibt, die sehr viele Schwerbehinderte beliebigen Alters, beliebiger Bildung oder auch Ausgegrenzte kennen:

Wenn die Arbeitsagentur jemanden für nicht erwerbsfähig hält, wird man per (nicht nachvollziehbarer) Aktenlage "ausgesteuert".

Ein Antrag auf Arbeitslosengeld wird damit automatisch zu einem Antrag auf Erwerbsunfähigkeitsrente ("EU-Rente";).

Man kann also direkt von einer Erwerbstätigkeit in eine Situation geraten ohne Recht auf Arbeitslosengeld.

Meist führt diese Situation in die Verbraucherinsolvenz oder Obdachlosigkeit. Das dauert maximal 18 Monate.

In der EU-Rente kann man Anträge bei der Rentenversicherung auf berufliche Wiedereingliederung stellen. Der wird meist abgelehnt für Schwerbehinderte, Menschen über 50 Jahre oder Ausgegrenzte.

Man hat keinerlei Recht auf Unterstützung zur Rückkehr in ein Erwerbsleben. Bewerbungen, Kleidung oder Fahrtkosten gehen meist nicht mehr.

In der Regel wird jegliches vorhandenes Vermögen restlos aufgebraucht. Dann bekommt man Sozialhilfe oder Taschengeld.

Besonders motivierte Menschen können dann beim Sozialamt eine Wiedereingliederung beantragen.

Dem wird nach inzwischen etwa zwei Jahren statt gegeben, wenn man mindesten 3 Stunden pro Woche arbeitet. Der Stundenlohn liegt bei € 1,50 bis max. € 2,50 bei "erfahrenen" Arbeitskräften.

Es dürfen in Ausnahmefällen bis zu etwa € 80,- im Monat verdient werden.

Wer etwa fünf Jahre Geduld aufbringt, kann einen Nischenarbeitsplatz erreichen. Pro Stelle gibt es hunderte Bewerber.

Ich bin Physikerin und Software-Entwicklerin mit über 35 Jahren internationaler Berufserfahrung.

Ich arbeite professionell ("Freelancer";) bei einem Sozialträger für € 5,- pro Stunde für € 35,- pro Monat.

So erlebe ich hunderte Schwerbehinderter, teils Akademiker, um mich herum, ohne Zähne, ohne Brille, in kaputter Kleidung, mit Mangelernährung, Bewegungsradius und Vermögen identisch Null.

Im Betreuten Wohnen kostet ein Mittagessen € 3,-. Eine Tasse Kaffee € 0,50; ein Stückchen Kuchen € 0,50.

Bei dem maximalen (!) Regelsatz von € 4,72 pro Tag verbleiben diesen Menschen für Frühstück und Abendbrot (plus alle Leckereine dieser Welt) € 0,72 !

Der Regelsatz für Sozialhilfe ist identisch zu Hartz IV, also derzeit € 409,- . Es müssen aber davon auch Kredit abgestottert werden z.B. für Fahrkarte zum Arzt, ein Bettgestell, Schuhe etc. pp.

Es gibt Zeiten, insbesondere Dezember und Januar, wenn man die Krankenkasse bezahlen muss, in denen man auf Mittagessen verzichten muss.

Die Tafelausgaben sind keine Lösung. Es gibt Aufnahmestops seit Jahren. Aggressiver Ton und "starke" Hartz'ler verdrängen Schwerbehinderte.

Viele junge Schwerbehinderte überleben nur, weil sie noch Eltern haben, die sie unterstützen.

Ältere Menschen liegen in ihrer Wohnung und verrotten dort.

Die Suizidrate ist ungewöhnlich hoch. Ich erlebe in meinem Umfeld etwa einen Suizid pro Halbjahr.

Mit dem neuen Teilhabegesetz verschärft sich die Situation, da massiv Betreuung reduziert wird.

Alle öffentlichen Bekundungen amtierender Parteien sind eine einzige zynische Lüge.

Ich lade jeden für eine Realitätsüberprüfung zu mir ein.